Marillen – Kuchen
Derzeit hüllen sich die Marillenbäume (Aprikosenbäume) der Nachbarschaft in einen weißen Blütentraum und auch die Marillenblüte in der Wachau hat ihren Höhepunkt erreicht. Dieses Naturschauspiel hat in den letzten Tagen bereits tausende Besucher angelockt und ist daher sogar in den Medien präsent. Viele Marillenblütenanhänger sind an diesem Wochenende aber auch ins burgenländische Kittsee gepilgert, wo im Rahmen des Marillenblütenwandertages die neue Marillenkönigin gekürt wurde, die ihr Amt für die nächsten drei Jahre ausüben wird. Während die Wachauer Marille eine bei der EU seit 1996 eingetragene, geschützte Marke ist, wurde die Kittseer Marille erst 2004 als österreichische, regionale Marke registriert. Sie ist als Marke vermutlich weniger bekannt als jene der Wachau. Die Wachauer Marille ist eigentlich eine Klosterneuburger Marille, die im späten 19. Jahrhundert in Folge des Reblausbefalls gezüchtet wurde, die Kittseer Marille geht hingegen auf die Ungarisch Beste zurück, die 1868 als Zufallssämling entdeckt wurde. Beide Sorten sind einander ähnlich, gelten aber trotzdem als eigenständige Arten. Gemeinsam ist ihnen der hohe Pektingehalt, also eine hohe Gelierkraft, was sie für die Weiterverarbeitung zu Marmelade prädestiniert.
Wer einen Marillenbaum im Garten hat, braucht im Augenblick nichts anderes zu tun, als sich an dieser Blütenpracht zu freuen und zu hoffen, dass kein Frost die zarten Blüten schädigt und damit die Ernte gefährdet. Die aktuellen Wetteraussichten mit für diese Jahreszeit außergewöhnlich warmen Temperaturen lassen dies zumindest augenblicklich nicht befürchten. Wer noch keinen Marillenbaum sein eigenen nennt, aber einen solchen pflanzen möchte, für den ist neben der Herbstzeit jetzt im Frühling der geeignete Zeitpunkt. Dabei gilt es wie immer ein paar Grundregeln zu berücksichtigen, um später eine erfolgreiche Ernte einfahren zu können.
Ein Marillenbaum braucht einen sonnig warmen sowie einen vor Wind und Kälte geschützten Standort. Der Boden sollte durchlässig sein. Ist dieser zu fest und tonig, braucht es eine sandige oder steinige Drainage unter dem Wurzelballen. Der Marillenbaum ist selbstfruchtbar, d.h er braucht nicht zwingend einen weiteren Baum als Befruchter. Für die Förderung der Fruchtbildung ist ein jährlicher Rückschnitt erforderlich, der am besten nach der Ernte durchgeführt wird. Die weißen Marillenblüten mit ihren rötlichen äußeren Knospenblättern und dem zartrosa Blütengrund haben gelbe Staubbeutel. Die Blüten enthalten besonders viel Nektar, sodass der Marillenbaum als ausgezeichnete Bienenweide engestuft wird, die Fachsprache nennt dies eine Bienentrachtpflanze. Der Baum ist nicht nur zur Zeit der Blüte schön anzusehen, sondern ist das ganze Jahr hindurch eine Attraktion: allein die leicht rötlich schimmernde Rinde oder der orangrote sommerliche Fruchtbehang sind eine Augenfreude. Und sogar im Winter dient der kahle Baum als optisch ansprechender Blickfang, da nämlich dabei seine Form besonders gut zur Geltung kommt, wobei die Bäume umso interessanter erscheinen, je älter und knorriger sie sind. Die lateinische Bezeichnung der Marille (Aprikose), prunus armeniaca, leitet sich von der Annahme ab, dass die Frucht usprünglich aus Armenien stammt. Sie dürfte allerdings vielmehr aus China kommen. Ihren Weg nach Ostösterreich und in den Donauraum fand sie neueren Erkenntnissen zufolge vermutlich über die Donau stromaufwärts und ist dort schon vor den Römern anzutreffen. Marillen zählen zum Steinobst. Neben der Blüte frohlocken die Früchte durch Farbe, Form und Geschmack. Das orangefarbene Fruchtfleisch ist besonders süß und saftig und ist außerdem sehr gesund. Wie die Fruchtfarbe vermuten lässt, enthält das Fruchtfleisch analog zur Karotte viel Carotin. Vor allem aber zeichnet sich die Marille durch einen außerordentlich hohen Anteil an Vitamin A aus.
Angesichts der aktuell wunderschön anzusehenden und zart duftenden Marillenblüte regt sich bereits die Lust auf die süße Frucht, die erst zur Sommerzeit reift. Dabei denke ich zuallererst an Marillenkuchen und dann auch an Marillenknödel und Marillenmarmelade, natürlich auch noch an Marillenschnaps sowie Marillensaft. Die Marille (Aprikose) schmeckt aber auch als pikantes Chutney und ist ebenfalls für pikante Fleischgerichte einsetzbar. Zum Glück habe ich noch ein paar Marillenfrüchte im Tiefkühler vorrätig und diese verarbeite ich zu einem Marillenkuchen. Diesen backe ich im Dampfbackgarer mit dem passenden Kuchen-Spezialprogramm, wodurch der Kuchenteig besonders flaumig und die Kruste an der Oberfäche leicht knusprig wird. Damit habe ich nun alle Vorräte aus dem Tiefkühlfach aufgebraucht und es ist Platz für die Ernte der neuen Saison.
Marillen-Kuchen
(Rezept aus: Kochen und Genießen mit Miele: Garen mit dem Combi-Dampfgarer, Gütersloh (o.J.) S. 70, unter dem Titel: Obststreuselkuchen)
Zutaten: Für den Teig: 2 Eier (M), 75 g Butter (Achtung: beides sollte Raumtemperatur haben), 110 g Zucker, 1 Pckg. Vanillezucker, 130 g Mehl, 1 Pckg. Backpulver, 50 g geriebene Mandeln (auch Hasel- oder Walnüsse möglich), 120 g Sauerrahm, 1 Prise Salz, abgeriebene Zitronenschale; für den Belag: 500 g vorbereitete Marillenhälften; für den Streusel: je 50 g Mehl, Zucker, gemahlene Mandeln, kalte Butter.
Zubereitung: Zuerst für den Streusel alle Zutaten rasch verkneten und nochmals kühl stellen; dann für den Teig die Butter cremig rühren und abwechselnd Eier und Zucker einrühren, danach Mehl mit dem Backpulver und Sauerrahm unterrühren, zuletzt die Nüsse unterheben; schließlich die Kuchenmasse in eine gefettete From füllen und mit Früchten belegen, dann darüber die Streuselmasse grob zerbröseln und den Kuchen je nach Backrohr etwa 40-50 Min bei 170-180 Grad backen und anschließend genießen.
Beurteilung: Der Kuchen ist durch die Früchte und den Sauerrahm sehr saftig und gelingt immer. Die süß-säuerliche Fruchtgeschmack harmoniert hervorragend mit den Nüssen je nach Vorliebe.