Weingartenpfirsich
Der Weingartenpfirsich ist nicht jedermanns Sache, denn das süße Aroma der reifen Frucht ist mit einer betont herben Note unterlegt. Diese steckt vor allem in der Schale, die sich noch dazu mit einem pelzigen Flaum ziert. Beides ist ausschlaggebend für so manche Ablehnung. Doch hat man einmal das einzigartige Aroma für sich entdeckt, freut man sich auf diesen herbstlichen Genuss der besonderen Art, der gleichzeitig mit Äpfeln, Birnen und Trauben zur Verfügung steht.
Der Weingartenpfirsich gedeiht – wie der Name vermuten lässt – besonders gut im Weinbauklima. Es handelt sich dabei meist um kleinfruchtige Pfirsichsorten, die sich über Kerne vermehren lassen, wobei die Früchte der Nachkommen weitgehend der Mutterpflanze entsprechen. Typisch ist das weiße oder gelbliche Fruchtfleisch mit einer roten Tönung rund um den Kern. Noch heute, jedoch zunehmend seltener, werden die Sämlinge zwischen den Rebstöcken im Weingarten kultiviert, aber mittlerweile auch in so manchem Garten. Ich habe vor wenigen Jahren gleich zwei Sämlinge in meinen Garten gepflanzt, damit ich recht bald viele Früchte ernten kann und, falls sich ein Bäumchen nicht gut entwickelt, ein geeigneter Ersatz zur Stelle ist. Die beiden Sämlinge sind mittlerweile kleine Bäumchen geworden. Leider habe ich keine Ahnung, um welche Sorte es sich dabei handelt. Sie haben eine grün-gelbe Schale mit weißem Fruchtfleisch, das typisch herbe Aroma und sind relativ groß für Weingartenpfirsiche – eher in der üblichen Pfirsichgröße. Interessanterweise tragen meine Bäumchen hintereinander, der eine im späten August und der andere Mitte September, sodass ich mich über eine verlängerte Saison freuen kann. Noch ist die Menge überschaubar, aber das wird sich bald ändern.
So ein Weingartenpfirsichbaum ist im Prinzip unkomliziert in der Pflege. Er bevorzugt nährstoffreichen, durchlässigen und kalkarmen Boden mit gleichmäßiger Feuchtigkeit. Außerdem empfiehlt sich ein regelmäßiger Schnitt, da sich die Früchte am einjährigen Holz ausbilden. Dazu ist die Kenntnis der verschiedenen Zweige vorteilhaft sowie die Verwendung von gutem Werkzeug. Wenn man aber so wie ich bei den Schnittechniken dilettiert, dann ist das weiters auch nicht tragisch. Es beeinflusst maximal den Ertrag und die Form des Baumes. Weiche junge Triebe, die gerade nach oben in die Höhe schießen, sogenannte Wassertriebe, können bis 24. Juni sogar von Hand gerissen werden. Nach den ersten zaghaften Fehlversuchen, bei denen zu viel Rinde des Baumstammes gemeinsam mit dem Trieb abgezogen wird, entwickelt man die nötige Geschicklichkeit gepaart mit etwas Forschheit. Ein Vorteil dieser Pfirsichsorte ist, dass sie relativ resistent gegenüber diverse Krankheiten ist. Trotzdem wiesen die jungen Blätter meiner beiden Bäumchen zu Beginn der Saison blasenartige Verwerfungen auf – ein untrügliches Anzeichen der Pfirsichkräuselkrankheit. Nachdem ich rasch die befallenen Blätter bei den ersten Anzeichen entfernt habe, hat sich in der Folge eine weitgehend gesunde Blattmasse entwickelt. Wer mehr über die Geschichte, Verbreitung und Pflege des Weingartenpfirsichs wissen möchte, liest am besten die Informationen des BMLFUW nach.
Was lässt sich jedoch zur Verwertung der Früchte sagen? Wie bei den meisten Obstarten so empfiehlt es sich auch beim Weingartenpfirsich, der zum Steinobst zählt, die reife Frucht frisch gepflückt unterm Baum zu vernaschen. Aber auch unter den herbstlichen Obstsalat gemischt oder als Kompott zubereitet, schmeckt diese Frucht hervorragend. Darüberhinaus eignet sie sich ausgezeichnet für Kuchen sowie süße Obstknödel – sei es mit Erdäpfel-, Brandteig oder Topfenteig. Lagerfähig ist diese Frucht de facto jedoch nicht. Falls also die Ernte üppig ausfällt und man nicht eintönig Pfirsiche essen möchte, oder bereits die eine oder andere Packung für den winterlichen Vorrat in den Tiefkühler gesteckt hat, dann stehen noch andere Konservierungsmethoden zur Verfügung, mit denen sich der Geschmack wunderbar bewahren lässt. Dazu zählt das Einkochen oder Einwecken in süßer Form. Ich wollte mal etwas neues ausprobieren und habe ein tolles Rezept in einem zu diesem Thema neuen Kochbuch gefunden – Das große Einmachbuch von M. Lagoda und Bettina Snowdon, 2016. Es ist ein Rezept für süß-saure Weingartenpfirsiche auf orientalische Art (siehe, S. 58). Die süß-sauren Pfirsiche passen als pikante Beilage zu Fleischgerichten, besonders zu dunklem Fleisch. Wie es schmeckt, kann ich euch erst im Winter sagen, denn jetzt sollten die Pfirsiche ein wenig ruhen, um sich mit dem Sud zu aromatisieren. Der Sud hat in jedem Fall schon mal vielversprechend geschmeckt.
Weinbergpfirsiche mit Ingwer
Zutaten: 1,5 kg Pfirsiche, 1 Stück Ingwer (ca. 3 cm groß), 200 ml Weißweinessig, 100 ml Wasser, 450-500 g Zucker, 1/4 TL Kardamonsamen, 2-3 Sternanis im Ganzen, 2-3 Macisstücke
Zubereitung: Pfirische kreuzweise einschneiden und blanchieren, Früchte kalt abschrecken, die Haut abziehen, vom Kern lösen und vierteln; geschälten Ingwer in feine Scheiben schneiden; Essig, Wasser, Zucker und alle Gewürze inklusive Ingwer zum Kochen bringen, die Pfirsiche darin ca. 2 Min. köcheln und dann in die vorbereiteten, sterilen Gläsern einfüllen; den Kochsud 2 Minuten bei starker Hitze einkochen lassen und die Gläser damit auffüllen, sofort verschließen, ca. 5 Min lang auf den Kopf stellen;