Erdmandel als Nussersatz
Es ist soweit. Nach den Eisheiligen beginnt nun endgültig die Gartensaison. Forsythie- und Fliedersträucher sind bereits verblüht sowie geschnitten. Die Holunder- und Rosenblüte hat schon begonnen. Sie läuten den Frühsommer ein. Die Blüten können allmählich geerntet werden. Für erfrischende Rezepte siehe die beiden früheren Beiträge: Holunderblüten-Eis, Rosen-Gelee und Rosen – Sirup & Mus. Die letzten Regenfälle haben den Boden gut durchfeuchtet und mit den aktuellen Sonnenstrahlen erwärmt sich der Boden rasch. Nun können auch wärmeliebende Pflanzen, wie Paprika und Paradeiser in den Garten und auf die Terrasse übersiedeln. Die letzten Tage der Jungpflanzenmärkte sind gezählt und ich habe mich noch rasch mit vorgezogenen Setzlingen eingedeckt. Darunter auch eine Rarität, die ich letztes Jahr zum ersten Mal ausprobiert habe und die mich nach anfänglicher Skepsis begeistert hat. Es ist die Erdmandel.
Ermandel wird auch Tigernuss genannt. Beide Bezeichnungen sind unpräzise, weil es sich weder im eine Nussfrucht handelt, die sich üblicherweise in einer harten Schale befindet, noch um eine Mandel, die – jawohl – zum Steinobst zählt. Da soll man sich auskennen! Die Erdmandel ist vielmehr Gras und zwar ein Sauergrasgewächs. Die oberirdischen Teile sehen wie Grasbüschel aus. An den unterirdischen Wurzeln bilden sich erbsengroße Knöllchen mit eine brauner Schale und gelblichem, hartem Fruchtfleisch. Die sogenannten “Nüsschen” sind essbar und werden vor weiterer Verarbeitung ein paar Stunden im Wasser eingeweicht. Die ersten Erdmandeln am besten rösten und einzeln vernaschen oder auch unters Müsli mischen. Ansonsten lassen sich die Erdmandel als Nussersatz überall dort einsetzen, wo Nüsse verwendet werden, also in Kuchen und Mehlspeisen, in Joghurts und Obstsalaten. Dazu lassen sich die getrockneten Erdmandel hacken oder zu feinem Mehl verarbeiten. In der Regel wird jedoch die Ernte wohl nicht so üppig sein – außer bei einer hohen Anzahl von Pflanzenbüscheln. Also lieber doch die wenigen “Mandeln” pur genießen.
Bei der Pflanzung ist zu beachten, dass der kompakte Grasbüschel nicht vereinzelt sondern im Ganzen gepflanzt wird. Der Boden sollte locker sein und sandiger Boden erleichtert später die Ernte. Die Grasbüschel machen sich auch im Blumenbeet gut. Anfänglich soll der Ballen feucht gehalten werden und ab dem Sommer, wenn die Knöllchenbildung beginnt, ab und zu den Ballen austrocknen lassen. Geerntet wird erst, wenn die oberirdischen Teile verdorrt sind und sich der erste Frost eingestellt hat. Nach der Ernte die Mandeln gut säubern, also waschen und ein wenig abschrubben. Der Geschmack der Ermandel ist überraschend gut – etwas nussig und süßlich, fast ein wenig maisähnlich. Die Knöllchen sind zwar ein wenig faserig, aber gerade deshalb sehr balaststoffreich. Ihr Öl ist wie Olivenöl sehr wertvoll. Überhaupt ist die Ermandel sehr gesund. Sie enthält beispielweise viel Vitamin E, Kalium, Calcium und Phosphor und sie ist gluten- und lactosefrei. Erdmandeln sind also eine willkommene Abwechslung am Speiseplan und eine gute Alternative für Menschen mit Gluten- und Laktoseunverträglicheiten. Die Planze stammt urpsrünglich aus Afrika. Das größte Anbaugebiet in Europa befindet sich in Spanien in der Umgebung von Valencia. Dort ist die Erdmandel als erfrischendes Milchgetränk allseits bebliebt, die Horchata de chufa.
Also, neugierig geworden? Dann auf zum Gärntner des Vertrauens, zum Raritätenhändler oder in eine Spezialhandlung, beispielsweise der Arche Noah.