Zwetschken-Grießkuchen und Baumschnitt
Noch vor Kurzem herrschten eisige Temperaturen. Es gab sowohl spektakulären Rauhreif als auch eine dicke Schneedecke. Der Garten war somit über lange Zeit in elegantes Weiß gehüllt. Bei trüben Tagen war zwar kaum ein farbiger Unterschied zwischen Himmel und Erde, bei sonnigem Wetter hingegen hob sich das glitzernde Schneeweiß kontrastreich vom intensiven Blau des Himmels ab. Endlich herrschte wieder einmal so richtig Winter. Nach dem relativ warmen Winter des letzten Jahres, sind Schnee und Frost besonders wichtig, denn sie sind die besten Waffen gegen Schädlinge wie Blattläuse, Apelwickler, Schnecken u.dgl. Eine komplette Ausrottung darf man sich davon natürlich nicht erwarten, denn so mancher Schädling, aber auch Nützling hat seine eigene Strategie, um tiefen Temperaturen zu trotzen. Borkenkäfer und Marienkäfer entwickeln zum Beispiel körpereigene frostschutzähnliche Substanzen, die ihr Überleben sichern, andere verfallen in Winterstarre. Dickmaulrüssler und auch Schnecken hingegen legen ihre Eier in der Erde und in Erdritzen ab. Da hilft es, wenn man vor dem Frost die Beete umgräbt oder zumindest auflockert, damit die Gelege an die Oberfläche gehoben werden und dort bei entsprechenden Temperaturen erfrieren. Es hilft auch, schon jetzt die Mulchdecken von den Hoch- und Gemüsebeeten zu entfernen, damit der Nachtfrost seine Arbeit tun kann, falls sich doch die eine oder andere Nacktschnecke dort niedergelassen hat, wovon auszugehen ist. Der heurige Frostwinter hat sicher dazu beigetragen, die üppige Schneckenpopulation des letzten Jahres kräftig zu dezimieren. Ein Segen für jeden Gärtner! Abgesehen von Nacktschnecken ist es empfehlenswert, nicht sofort beim ersten Auftreten von Schädlingen einzugreifen, sondern bis zum meist verzögerten Eintreffen der Nützlinge zuzuwarten, damit es ohne menschliches Zutun zum Ausgleich der Kräfte in der Natur kommt. Gelassenheit ist daher mein Motto für das heurige Jahr.
Jetzt, wo die Temperaturen über Null Grad liegen, kann allmählich mit der Gartenarbeit begonnen werden. Die erste Aktivität im Jahr ist der Rückschnitt von Sträuchern und Bäumen. Vor allem für die Obstbäume ist es wichtig, einen Rückschnitt vorzunehmen, damit sich Baumkrone wie Fruchtbehang optimal entwickeln können. Der richtige Zeitpunkt für den Obstbaumschnitt ist bei wenigen Plusgraden und bevor die Bäume in Saft gehen und austreiben. (Achtung: Eine der wenigen Ausnahmen ist der Pfirsichbaum, der erst beim Blütenansatz geschnitten werden soll. Und auch Kirschen und Weichseln/Süß- und Sauerkirschen werden erst nach der Ernte geschnitten). Generell ist ein Pflegeschnitt von November bis März möglich, aber immer nur bei frostfreien Temperaturen, sonst besteht Bruch-und Frostgefahr. Entsprechende Anleitungen für die jeweiligen Obstkulturen finden sich reichlich im Internet.
Die anstehende Baumpflege macht bereits Lust auf die süßen Früchte des Garten. Also habe ich meine Tiefkühltruhe nach den letzten Obstreserven aus meinem Garten durchforstet, und siehe da: Es fand sich eine Portion Zwetschken. Diese habe ich unmittelbar nach der Ernte gewaschen, halbiert und entkernt und dann – einem geläufigen Küchentipp folgend – die Fruchthälften fein säuberlich derart nebeneinander in ein flaches, gefriertaugliches Gefäß gefüllt, sodass die Fruchthälften einander nicht berührten. So verkleben die Früchte beim Einfrieren nicht, bleiben ansehnlich und können einzeln verwendet werden. Nachdem die Früchte halbwegs durchgefroren sind, können diese selbstverständlich platzsparend umgefüllt werden.
Der guten alten Vorratshaltung wie Einkochen, Einsieden oder Einfrieren mag zwar etwas Altmodisches anhaften, aber ich kann bestätigen, dass in der Wintersaison das eine oder andere Produkt in einer vernünftigen, überschaubaren Menge den Gaumen durchaus erfreut. So lässt sich der Geschmack der Jahreszeiten bewahren und belebt die Vorfreude auf das kommende Gartenjahr. Auch wenn heutzutage im Supermarkt fast alles zu jeder Jahreszeit verfügbar ist, so empfiehlt es sich doch im Sinne der Nachhaltigkeit schwerpunktmäßig auf regionale Produkte zurückzugreifen -, auch wenn die Palette eingeschränkt ist. So ein Kuchen mit selbstgepflückten Früchten aus eigener Vorratshaltung schmeckt dann ganz besonders gut. Obwohl das letzte Gartenjahr wirklich kein gutes Zwetschkenjahr war, konnte ich doch ein paar Früchte aus dem elterlichen Garten verarbeiten.
Wie bei allen Früchten, so freut man sich auch bei Zwetschken darauf, die ersten Früchte frisch vom Baum zu holen und unmittelbar, d.h. ohne weitere Verarbeitung zu verspeisen. Allerdings schmecken Zwetschken auch in veredelter Form wie zum Beispiel auf dem Zwetschkenkuchen oder im Zwetschkenröster; aufwendiger in der Zubereitung ist Powidl, der jedoch unerlässlich für bestimmte Süßspeisen ist wie Powidltascherl oder Germknödel – beides eine unvergessene Kindsheitserinnerung. Eine tolle Sache ist außerdem Dörrobst, das ich allerdings noch nie selbst hergestellt habe. Mit dem Backrohr sollte dies jedoch kein Problem sein. Dörrpflaumen eignen sich zum Beispiel nicht nur als gesunder Snack für zwischendurch sondern auch für pikante Speisen und harmonieren mit Lamm oder Schwein. Außerdem lassen sich damit in Windeseile Fingerfood für winterliche Parties herstellen: Dafür nehme man eine Hand voll Dörrzwetschken, fülle sie an Stelle des Kerns je nach Belieben mit je einer Mandel oder mit einem Stück Feta und umwickle das Ganze mit einer Scheibe Frühstücksspeck; danach werden die Speck-Zwetschken in der Pfanne oder im Rohr gebraten und noch warm verspeist.
Mit meinen sorgfältig eingefrorenen Tiefkühlzwetschken habe ich jedoch ein neues Kuchenrezept ausprobiere, das nicht den Vorstellungen eines klassischen Kuchens entspricht, und zwar einen Zwetschken-Grießkuchen. Der Kuchen war relativ kompakt und sehr gut im Geschmack. Voraussetzung ist natürlich, dass man Grieß (Weizengrieß) generell mag, um daran Gefallen zu finden. Meiner Familie und mir hat es in jedem Fall geschmeckt.
- Winterliche Stimmung: Zwetschkenbaum in der Nachbarschaft
- Zwetschkenernte
- fertig zum Einfrieren
- Tiefkühlzwetschken aus Eigenproduktion
- vorbereitete Backzutaten
- Zwetschken auf der Teigmassse verteilen
- frisch gebackener Zwetschken-Grießkuchen
Zwetschken-Grießkuchen
Zutaten: 60 g Margarine, 250g Joghurt,2 Eier, etwas frisch geriebene Zitronenschale, 200 g Grieß, 100 g Zucker, 2 TL Backpulver, 1 TL Zimt, 500 g entkernte, halbierte Zwetschken
Zubereitung: Backrohr auf 180 Grad vorheizen; die Margarine erwärmen; Joghurt, Eier, Zucker, Salz, Zimt und Zitronenschale schaumig schlagen, die etwas abgekühlte Margarine langsam einrühren, Grieß mit Backpulver vermischen und unterheben; dann die Masse in die gefettete und mit Bröseln bestreute Backform füllen und zügig die Zwetschenkhälften darauf verteilen; den Kuchen bei 180 Grad etwa 45 Min. backen. Anschließend und nach Belieben etwas Zuckern. Bon appetit!
(Das Rezept stammt aus dem Magazin: Garten + Haus, Sept-Okt 2015, S. 50)