Huflattich
Endlich kehrt Leben in die Natur zurück. Gelbe Farbtupfen leuchten bereits im äußersten Winkel meines Gartens. Es sind Blüten des Huflattichs, die sich zwischen den dürren Blättern des Vorjahres öffnen, sobald sich die Sonne zeigt. Sie sind optisch mit Löwenzahnblüten vergleichbar, sitzen aber auf einem dickeren und geschuppten Stengel. Sie zählen zu den ersten Blüten nach dem Winter und sind daher eine erste wichtige Nahrungsquelle für Insekten. Je kälter und länger der Winter, desto später erscheinen die Blüten. Die jungen, grünen Blätter wachsen erst nach der Blüte. Sie sind von relativ großem Format. Charakteristisch ist der weiße, filzige Belag, der sich nach einer Weile an der Blattoberseite ablöst, aber auf der Blattunterseite erhalten bleibt. Huflattich ist anspruchslos und wächst oft am Wegesrand oder auf Brachen. Er bevorzugt eher humusarme, lehmige und feuchte Böden. In meinem Garten hat er sich erfreulicherweise von selbst angesiedelt. Möglicherweise war die Pflanze schon vor mir vor Ort.
Hufflatich zählt zu den Heilpflanzen. Schon in der Antike wusste man um die positiven Wirktoffe der Pflanze. Diese sind schleimlösend, hustenstillend und auswurffördernd sowie entzündigungshemmend. Der Gattungsname Tussilago weist bereits auf den Anwendungsbereich, denn das lateinische “tussis” bedeutet übersetzt Husten. Zum Einsatz kam die Pflanze Husten und Heisterkeit seit jeher bei diversen Lungenleiden sowie Darmentzündungen wie Durchfall.
Huflattich kann frisch oder getrocknet verwendet werden. Unkompliziert ist die Zubereitung als Tee. Junge Blüten und Blätter können aber auch roh verzehrt werden, zum Beispiel im Salat oder auf dem Butterbrot. Gerade die Blätter weisen einen hohen Vitamin C-Gehalt auf. Sie eignen sich ebenso zum Kochen und können zum Beispiel ähnlich wie Kraut- bzw. Kohl- und Weinblätter zum Einwickeln von Rouladen verwendet werden. Die Herstellung von Huflattichsirup als Hustensaft ist ebenfalls nicht besonders aufwendig und lohnt sich. Dafür Blütenköpfe mit Stengel abwechselnd mit Rohrzucker oder braunem Zucker in ein sauberes Glas schichten und für etwa 8 Wochen dunkel und kühl lagern. Es ist unbedingt darauf zu achten, von unten mit einer Zuckerschicht zu beginnen sowie final damit abzuschließen. Die Pflanzenteile müssen gut bedeckt sein. Der Zucker verflüssigt sich mit der Zeit. Es kann statt Zucker auch Honig verwendet werden. Zur Fertigstellung des Hutensafts den Inhalt mit 1/4 l Wasser aufkochen, abseihen und zur Aufbewahrung in ein sauberes Schraubglas füllen und bei Bedarf anwenden.
Doch Achtung: Von Anwendungen in höheren Dosen bzw. über einen längeren Zeitraum hinweg sowie bei Schwangerschaft ist aufgrund eines Bestandteils mit toxischer Wirkung abzuraten. Es handelt sich dabei um Pyrrolizidinalkaloide (PA), die zu Vergiftungerscheinung und Leberschäden führen können. Allerdings treten diese laut jüngster Erkenntnisse stressbedingt erst bei älteren Pflanzenteilen auf. Junge Blätter und Blüten sind hingegen unbedenklich und können durchaus auch roh verwendet werden. Zur Sicherheit kann es jedoch nicht schaden, auf Pflanzen aus der Apotheke bzw. Zuchtpflanzen aus kontrolliertem Anbau zurück zu greifen. Angesichts der Unklarheit über die Wirkung empfiehlt es sich vielleicht doch eher, die wunderbar knallgelben Blüten im Garten zu belassen – zu eigener Freude sowie zur Freude zahlreicher Insekten und anderem Getier. Selbstverständlich finden sich zahlreiche unproblematische Alternativen im Natur- und Kräutergarten, die gegen Husten und Heiserkeit helfen, darunter Spitzwegerich sowie Thymian und Salbei.
Weitere Informationen und Rezepttipps zu Huflattich als Heilkraut und anderen Kräutern finden sich zum Beispiel in der umfassenden “Kräuterbibel” Kräuter in meinem Garten. Es ist ein Standardwerk in gedruckter Form für alle Kräuterliebhaber und -interessierten. Im Web sind zum Beispiel folgende Links empfehlenswert: kostbarenatur.net; arzneipflanzenlexikon.info. Zur kritischen Auseinanderetzung mit dem Thema siehe auch die jüngste Medienberichterstattung.