Kirsche – Rote Grütze
Ein Kirschenbaum ist der Bubentraum meines Liebsten. Ein Kirschenbaum war daher eine absolute Bedingung meines Liebsten bei der Neuanlage unseres Gartens. Es scheint ein prägendes Erlebnis gewesen zu sein, als Kind auf Kirschenbäume zu klettern, die süßen Früchte direkt vom Baum zu naschen und gemeinsam mit dem Bruder die Kerne möglichst weit und selbstverständlich um die Wette zu spucken. Vor drei Jahren haben wir also im Herbst einen Kirschenhochstamm im Alter von etwa 5 Jahren gepflanzt – mit Aussicht auf eine erste Ernte im Folgejahr. Bei der Entscheidung zu diesem Obstbaum ging es nicht nur um prägende Kindheitserinnerungen und kulinarische Vorlieben sondern auch um den Willen, einen Beitrag zum Erhalt der heimischen Kulturlandschaft zu leisten, denn in unseren Breiten hat der Kirschenbaum einst die Landstraße gesäumt. Nun führen wir mit unserem Baum eine bestehende, bereits im Schrumpfen begriffene Kirschbaumlinie fort. Die Nähe zu anderen Kirschenbäumen ist insofern wichtig, als die meisten Kirschensorten einen Befruchter brauchen, um überhaupt leckere Früchte zu entwickeln.
Als Sorte haben wir uns für die unkomplizierte und an den Boden relativ anspruchslose Hedelfinger Riesenkirsche – eine Knorpelkirschensorte – entschieden, die, wie der Name sagt, große Kirschen hervorbringt. Diese sind von besonders dunkler Farbe und sehr süßem Geschmack. Schon im ersten Jahr nach dem Pflanzen wurde des Gärtners Versprechen eingelöst und wir konnten eine Handvoll erster Früchte verkosten. Im folgenden Jahr war der Baum bereits üppig bestückt. Die anfängliche Freude wandelte sich jedoch rasch in goße Enttäuschung, denn an den Kirschen labten sich zahlreiche Maden. Die Kirschfruchtfliege als Plage! Also habe ich mich schlau gemacht und über den Winter einen Leimring am Baumstamm angebracht, damit die Schädlinge nicht am Stamm hochkrabbeln, um dann in der Krone die Eier abzulegen. Im Frühling habe ich nach der Blüte Gelbtafeln in den Baum gehängt, der die Fliegen von der gelben Farbe angelockt tatsächlich im wahrsten Sinne des Wortes auf den Leim gegangen sind; und so blieb der Baum heuer realtiv madenfrei. Oh welch Freude!
Nun, was tun mit den Kirschen? Am besten ißt man sie wie schon als Kind direkt vom Baum ohne weitere Verarbeitung. Herrlich schmeckt auch ein Stück Kirschkuchen. Bei diesem Thema werden sicherlich ebenfalls Kindheitserinnerungen wach. Kirschen eignen sich außerdem sehr gut für die Erzeugung von Saft und Marmelade. Die Nostalgiker unter uns seien auch an die im Rexglas eingelegten Kirschen oder an den sogenannten Rumptopf, ein mit Rum angesetztes Früchtekompott, erinnert. Kompotte dieser Art lassen sich im Prinzip mit fast allen Früchten herstellen. Aber, was noch viel besser schmeckt als Kompott, ist rote Grütze. Und dass dieses Dessert so unvergleichlich herrlich schmeckt, habe ich – man glaubt es kaum – eben erst entdeckt. Es handelt sich dabei um ein typisches skandinavisches Dessert, das auch in Deutschland verbreitet ist (es gibt auch grüne Grütze, die natürlich nicht mit der Frankfurter grünen Sauce zu verwechseln ist). Für die rote Grütze werden Sauer- oder Süßkirschen mit verschiedenen Beeren vermischt, dabei die großen Früchte zerkleinert, die kleinen bleiben ganz. Die Früchte werden je nach gewünschter Konsistenz in Fruchtsaft oder Wein gegart und je nach Belieben mit Zitrone und Vanillezucker, Rum oder diversenen Spirituosen gewürzt und verfeinert. Meist wird die Sauce mit etwas Speisestärke gebunden (Mais- oder Kartoffelstärke, Sago und dergl.). Die Grütze wird schließlich gekühlt mit Milchprodukten wie Rahm und Obers/Sahne oder Vanillesauce bzw. -eis serviert.
Schon längst wollte ich mal so eine rote Grütze ausprobieren und endlich ist der geeignete Augenblick gekommen. Nun ist sogar Eile geboten, denn der Augenblick, in dem in meinem Garten die wesentlichen Früchte gleichzeitig verfügbar sind, währt nur kurz. Abhilfe schafft das Einfrieren, aber ich möchte alles ganz frisch verwerten. Während die Erdbeerernte am Auslaufen ist, sind die Kirschen am Höhepunkt ihres Reifegrades angekommen. Weiters gibt es schon seit über einer Woche schmackhafte Himbeeren, und auch die Ribiselsträucher (rote Ribisel bzw. Johannesbeere) liefern die ersten reifen Beeren. Darüber hinaus habe ich noch ein paar reife Felsenbirnen entdeckt, die sowohl in Geschmack als auch Aussehen heidelbeerähnlich sind. Für Brombeeren und schwarze Johannesbeeren, die beide ebenfalls recht gut dazu passen, ist es leider noch zu früh.
Rote Grütze
Grundsätzlich lässt sich eine rote Grütze rasch und unkompliziert ohne Rezept herstellen. Wer aber so wie ich noch keine Erfahrung damit hat, dem sei folgendes Rezept als Anleitung empfohlen:
Zutaten: (für 2 große oder 4 kleine Portionen): 500 g Kirschen und Beeren gemischt, 150 ml Fruchtsaft (z.B. Kirschsaft), 1-2 EL Zucker und 1 oder 1/2 Packung Vanillezucker, 10 dag Speisestärke
Zubereitung: Die Früchte waschen, putzen und verlesen, Kirschen selbstverständlich entsteinen, große Früchte zerteilen; Zucker und Stärke in etwas Fruchtsaft auflösen und glatt rühren; den restlichen Fruchtsaft aufkochen, den Topf vom Herd nehmen und die angerührte Stärke einrühren; unter Rühren 1 min. köcheln, dann die festen Früchte hinzufügen, kurz aufkochen; nun vom Herd nehmen und zuletzt die empfindlicheren Früchte wie Erdbeeren und Himbeeren untermengen; abkühlen lassen und bis zum Verzehr kühl stellen.
(nach einem Rezept aus der Zeitschrift GartenFlora, Heft Juni 2013, S. 44)