Oregano & Co – Essig & Öl
Der Sommer ist angebrochen und die Temperaturen zeigen sich von wahrlich sommerlicher Seite. Dies ist optimales Wetter für alle Kräuter, die aus dem Mittelmeerraum stammen, wie der Oregano, zugehörig zur Familie Dost. Meine Dost-Staude schmückt sich derzeit mit üppigen rosafarbenen Blüten. Sie ist eine wahre Insektenweide und zieht diverse Bienen, Schwebfliegen und Schmetterlinge an, die den Nektar aus den Blüten saugen. Um die Mittagszeit erreicht das tierische Treiben seinen Höhepunkt.
In meinem sonnenbeschienenen, trockenen Garten fühlt sich der Dost/Oregano sehr wohl. Das spatengroße Teilstück familiärer Herkunft hat sich mitterweile auf einer Fläche von einem halben Quadratmeter ausgebreitet. Die Verbreitung erfolgt über unterirdische Ausläufer. Die krautige Pflanze erreicht einen Höhe von etwa einem halben Meter. Sie hat beehaarte Stengel mit rötlich verlaufenden Blütenzweige und breiten rundlichen Blättern, die spitz enden. Die Pflanze ist ausgesprochen pflegeleicht: Als Südländerin ist sie trockenheitsresistent und als intensiv riechendes Gewürzkraut wird sie von Schädlingen gemieden. Ein Rückschnitt zur Erntezeit und zu Saisonende oder nach dem Winter ist als Pflegemaßnahme ausreichend. Das rosa blühende Gewürzkraut ist nicht nur im Kräutergarten hübsch anzusehen, sondern macht sich auch in einem gemischten Staudenbeet gut.
Oregano ist das Pizzagewürz schlechthin. Warum also das Gewürz in getrockneter Form kaufen, wenn man dieses aus dem eigenen Garten zur Vorratshaltung gewinnen kann. Der richtige Erntezeitpunkt ist kurz vor der bzw. zu beginnender Blüte rund um die Sommersonnwende. Dann ist das volle Aroma entwickelt. Empfehlenswert ist es, am späten Vormittag zu ernten, wenn der Morgentau abgetrocknet und die Sonne noch nicht zu heiß ist. Dann entfalten die Blätter ihr volles Aroma. Zum Trocknen werden die ganzen Stengel abgeschnitten, gebündelt mit einer Schnur zusammengebunden und kopfüber an einem trockenen, luftigen Ort aufgehängt. Sobald die Stengel komplett getrocknet sind, d.h. sich jegliche Feuchtigkeit verflüchtigt hat, Blätter und Blütenknospen von den Stengeln abrebeln und in ein sauberes, trockenen Glas füllen und dunkel aufbewahren. Schon ist das aromatische Pizzagewürz, das neben Pizza auch für Eintöpfe und andere Speisen verwendet werden kann, fertig. Der Aufwand dafür hält sich wirklich in Grenzen. Mit Schleife und Etikett versehen, ist dies auch ein nettes Mitbringsel für Einladungen zu Sommerparties und Grillabende. Selbstverständlich eignen sich auch andere Gewürzkräuter für diese Art der Vorratshaltung wie z.B. Bohnenkraut oder Rosmarin, Minze und Melisse. Viele getrocknete Kräuter eignen sich ebenfalls für die Herstellung von Teemischungen wie Salbei und Thymian. Beide Kräuter sind empfehlenswert bei Erkrankungen der Atemwege wie Husten und Heiserkeit.
Neben getrocknetem Oregano/Dost habe ich heuer erstmals auch ein gemischtes Kräuteröl sowie Kräuterblütenessig angesetzt. Ich habe nicht gedacht, dass es so einfach geht: Die sauberen und trockenen – aber nicht getrockneten – Kräuter in Essig oder Öl einlegen und etwa zwei Wochen ziehen lassen, dann abseihen und bald verbrauchen. Für das Kräuteröl habe ich neutrales Öl (Rapsöl) verwendet und Senfsamen, Pfefferkörner, sowie eine Knoblauchzehe den Kräuterstengeln beigegeben; für den Kräuterblütenessig habe ich milden Weißweinessig und ausschließlich blühende Thymianzweige verwendet. Das würzige Öl eignet sich hervorragend zum Braten von Fleisch, der Kräuterblütenessig mit seinem blumig-zarten Aroma macht jeden Blattsalat zu einem individuellen Geschmackserlebnis.
Auch wenn dem “Selbstgemachten” bzw. “Hausgemachten” etwas Altmodisches anhaftet, so erscheint es angesichts der heutigen Problematiken rund um die Lebensmittelindustrie ganz logisch auf derart Altbewährtes zurückzugreifen. Unabhängig davon macht es einfach Spaß, sich mit Natur, Garten und Küche zu beschäftigen. Auch wenn ich “Eulen nach Athen trage”, denn wer unter den Gartenbesitzern hat nicht schon mal Kräuter getrocknet oder mit Öl angesetzt, so möchte ich diese Methode einfach nur wieder in Erinnerung rufen. Der Aufwand zu Lebensmitteln aus Eigenproduktion lohnt sich. In diesem Fall steht einem minimalen Zeitaufwand ein maximales Genusserlebnis gegenüber. Also, auf in den Garten und in die Küche, denn jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um die sonnengereiften Aromen einzufangen und diese auch noch in den kommenden Monate genießen zu können. Gutes Gelingen!