Würziges Grün der Winterheckzwiebel
Noch sind die Gemüsebeete kahl, aber bereits hier und dort gibt es ein paar grüne Farbtupfer, die kulinarisch verwertbar sind. Dazu zählen die jungen Blätter und Triebspitzen von Bärlauch und Schnittlauch. Eine grüne Zierde sind außerdem die derzeit etwa 10-15 cm hohen Schäfte meines Knoblauchs, der aufgrund der Pflanzung im Herbst einen Wachstumsvorsprung genießt und hoffentlich im Juli erntereif sein wird. Und schließlich gibt es noch die auffällig dicken Röhren der Winterheckzwiebel. Dieses saftige, schmackhafte Grün zählt zu den ersten frischen Gartenprodukten, das noch vor Bärlauch und Schnittlauch bei uns am Teller landet. Ja richtig gelesen: Winterheckzwiebel. Schon mal davon gehört?
Die Winterheckzwiebel (allium fistulosum) sieht wie Frühlingszwiebel aus, ist aber eigentlich keine Zwiebel sondern – wie schon aus der lateinischen Bezeichnung hervorgeht – eine Lauchart (allium). Ähnlich wie beim Schnittlauch werden nicht die Zwiebeln sondern die grünen Röhren geernet, die Schlotten genannt werden. Weil die eigentliche Zwiebel in der Erde bleibt und sich dort vermehrt – hostbildend nennt das die Fachsprache -, ist von einer Art “ewigen Zwiebel” die Rede. Das Grün der Heckzwiebel hingegen kann beinahe durchs ganze Jahr hindurch geerntet werden. Die mehrjährige Pflanze ist relativ unkompliziert. Sie gilt als frostfest, was sie vermutlich ihrer sibirischen Herkunft zu verdanken hat. In Europa ist sie erst ab dem 17. Jahrhundert bekannt. An den Boden stellt die Heckzwiebel keinen besonderen Anspruch, ein lockerer und humoser Boden ist jedoch vorteilhaft. Eine Kompostgabe im Frühling wirkt sich ebenfalls positiv aus und auch nach dem ersten Schnitt empfiehlt sich eine Stickstoffgabe, z.B. in Form von Hornspäne. Die Vermehrung der Heckzwiebel ist über Aussaat möglich, wozu sich besonders der Monat April eignet. Die kontinuierlich wachsenden Bestände dieser mehrjährigen Pflanze lassen sich teilen und wieder neu einsetzen. Eine derartige Teilung empfiehlt sich alle 2-3 Jahre. Darüber hinaus ist im Grunde nichts zu tun, außer bei Trockenheit für etwas Feuchtigkeit zu sorgen. Die Kultivierung der Heckzwiebel eignet sich somit nicht nur für “Intelligente Faule”, um einen Slogan von Biogärtner Karl Ploberger zu zitieren, sondern auch für Garten-Anfänger. Zu Beginn des Hochsommers blüht die Heckzwiebel in strahlendem Weiß in Form einer für Laucharten typischen Blütenkugel.
Ich habe meine Winterheckzwiebel-Pflanze schon im letzten Frühjahr bei der Arche Noah gekauft und konnte sie bereits ein Jahr lang beobachtet. Inspiriert vom Namen “Heckzwiebel” möchte ich eine das Gemüsebeet einfassende kleine “Hecke” ziehen, wie ich es schon mit dem Schnittlauch probiert habe. Von würzigem Grün jeglicher Art kann man schließlich nie genug haben. Außerdem ist diese Lauchart, wie bereits erwähnt, das ganze Jahr hindurch und damit auch vor allen anderen Gewürzen verfügbar.
Der Geschmack der Winterheckzwiebel ist nicht so scharf wie jener der herkömmlichen Küchenwiebel sondern eher zurückhaltend und schwach würzig und damit der Frühlingszwiebel vergleichbar. Es empfiehlt sich daher die Winterheckzwiebel frisch geernet und roh zu verwenden und kann über allerlei Speisen zur Würze, so auch als Schnittlauchersatz, gestreut werden. Bei warmen Speisen sollte sie nur kurz gegart werden, weil die Würze bei zu großer Hitze flüchtig ist. Aufgrund der Ähnlichkeit mit der Frühlingszwiebel eignet sich die Winterheckzwiebel für allerlei asiatische Speisen, z.B. Wok- und Dim Sum-Gerichte. Wie bei allen Lauchgewächsen setzt die Winterheckzwiebel bei der Verarbeitung schwefelhaltige Verbindungen frei, die als bakterienhemmend gelten. Neben dieser gesundheitsfördernden Wirkung auf den Körper ist das grüne Würzkraut Augen- wie Gaumenfreude gleichermaßen. Die Winterheckzwiebel hat also viele Vorteile und sollte daher in keinem Gemüsegarten fehlen!
Couscous-Salat mit Winterheckzwiebel
(aus: Garten+ Haus, März/2014, S. 46, unter der Bezeichnugn: Orientalischer Couscous-Preiselbeer-Salat)
Zutaten: 300g Couscous, 4 EL getrocknete Preiselbeeren, 2 Frühlingszwiebel – diese nach Belieben mit Winterheckzwiebel ersetzen, 1/2 Gurke, Saft 1 Zitrone, Olivenöl, Zimt und Nelken gemahlen, Salz, Pfeffer, 1/2 Granatapfel, 1 Handvoll Koriander (ersatzweise Petersilie) sowie ein paar Minzeblätter.
Zubereitung: Couscous mit kochendem Wasser übergießen (1:1), Preiselbeeren in etwas Wasser einweichen, Gurken sowie Frühlingszwiebel und/oder Heckzwiebel in Scheiben/Ringe schneiden; Couscous etwas auflockern und das Gemüse mit den Preiselbeeren unterheben; die Marinade aus Zitronensaft, Olivenöl, Preiselbeersaft und den Gewürzen darüber gießen, zuletzt die Granatapfelkerne und ein paar gehackte Minzeblätter drüber streuen.
Beurteilung: Der Salat lässt sich als fleischloses Hauptgericht genießen oder auch als Beilage zu Kurzgebratenem, wobei ich dazu besonders Lamm empfehle. Mit den dunkelroten Früchten sowie den grünen Farben der Gemüse- und Kräuterzutaten ist der orientalisch angehauchte Salat nicht nur optisch ansprechend, sondern auch geschmacklich ein besonderes Erlebnis. Sie geben ihm die spritzig fruchtige Note mit einem Hauch von Süße und tragen zum erfrischenden Charakter des Gerichts bei. Somit ist dieser Salat nach meiner Meinung – sei es lauwarm oder gekühlt – besonders geeignet für die aktuelle Jahreszeit zum Ankurbeln des Kreislaufes, aber auch als erfrischendes Hauptgericht für laue Sommerabende und auch als fruchtige Beilage für die baldige Grillsaison.