Rosen-Gelee
Juni ist der Rosenmonat schechthin. Überall blühen und duften Rosen aller Art. Die Rose stammt ursprünglich aus Asien und auch die Verarbeitung der Rose hat dort ihre Wurzeln. So wurde schon in der Antike von den Sumerern und Phöniziern im vorderasiatischen Raum die Gewinnung von Rosenöl und Rosenwasser praktiziert. Das Rosenwasser, ein Nebenprodukt bei der Rosenölgewinnung, wird heute in zahlreichen Küchen der Welt zur Herstellung und zur Verfeinerung von Speisen verwendet. Man denke nur an Lokum, das süße würfelig geschnittene Stück Rosengelee, das zum türkischen Kaffee gereicht wird. Und auch so mancher Wiener Apfelstrudel ist mit Rosenwasser aromatisiert. Duftende Rosenblütenblätter – empfehlenswert sind jene der Damaszenerrose – können ohne weitere Verarbeitung frisch verwendet werden, z.B. als optischer Aufputz von Desserts und Getränken wie Sekt und Bowlen; oder man püriert die Blütenblätter vermengt mit Zucker als Basis für die Weiterverarbeitung zu Marmelade und Sirup – wie im letzten Beitrag (Rosen-Sirup & Mus) besprochen. Getrocknete Rosenblütenblätter eignen sich für diverse Blütenzucker- und Teemischungen. Die Rosenblütenblätter und ihre Produkte finden also seit Langem in der Küche vielfältige Anwendung. Auch die Volksmedizin und die Naturkosmetik bedienen sich ihrer Wirkstoffe. Ein Vollbad mit Rosenöl und frisch gepflückten Rosenblütenblättern ist eine Wohltat für Körper und Seele.
Keine andere Blume wird sosehr mit der Liebe in Verbindung gebracht wie die Rose. Dieser Brauch geht vermutlich auf die Antike zurück: Die griechische Liebesgöttin Aphrodite (röm. Venus) steht insofern mit der Rose in enger Verbindung, als bei ihrer Geburt gleichzeitig ein Rosenstrauch hervorkam und die aus dem Meeresschaum geborene Göttin für alles Werden und Entstehen verantwortlich ist. Auf dem Weg zu Adonis, ihrem sterbenden Geliebten, trat sie in die Dornen des Rosenstrauches und färbte die bis dahin weißen Rosenbüten mit ihrem Blut rot. Neben der klassischen griechischen Mythologie gibt es im Norden vergleichbare Mythen, denn auch die Germanen kannten die Rose und weihten sie ihrer Liebesgötting namens Freya. So verwundert es nicht, dass heute noch die legendären Rosenverkäufer bei Nacht durch die Lokale ziehen und ihr Verkaufsglück besonders bei verliebten Pärchen versuchen.
Die Rose ist also ein weit verbreitetes Zeichen der Liebe. Da gemäß einem alten Sprichtwort die Liebe durch den Magen geht, dachte ich mir, dass man sich vielleicht nicht nur auf die optischen Freuden einer Rose beschränken sollte, sondern sie auch im wahrsten Sinne des Wortes verspeisen sollte. Bei der Suche nach einem raffinierten Rosenrezept in Fortsetzung zu meinem letzten Beitrag bin ich auf einen Leserbeitrag in einer alten Gartenzeitschrift gestoßen, der meine volle Aufmerksamkeit erregt hat. Es enthielt das Rezept für ein Rosengelee, bei dem ich mir dachte, dass es perfekt sei, um ein romantisches Frühstück zu zweit zu genießen. Nachdem Sabines Sylter Rosenhecke (rosa rugosa) nach unserer üppigen Rosenblütenernte am Folgetag neuerlich von herrlich duftenden Blüten übersät war, habe ich mich gleich ans Werk gemacht. Und so geht es:
Rosen-Gelee
Abgezupfte Blätter von 15 große Rosenblüten mit 600 ml lieblichen Roséwein und 300 ml klaren Apfelsaft ansetzen und 24 Std. ziehen lassen (dabei kühl stellen); danach ein kleines Stück einer frischen Ingwerwurzel und den Saft von 2 Zitronen dem Sud beifügen und das Ganze ca. 3 Min lang aufkochen, bis die Blätter ihre Farbe abgeben haben; nun den Sud abkühlen lassen und durch ein Sieb gießen, danach mit 1 kg Gelierzucker (1:1) 5 Min sprudelnd kochen, sofort in sterile Gläser füllen.
Das Gelee eignet sich als Bortaufstrich für diverse Brot- und Gebäcksorten je nach Belieben – meiner Meinung nach besonders für Kipferl und Semmerl – macht jeder Fruchtmarmelade erfolgreich Konkurrenz.