Beeren für die Vögel
Vom Naturgarten auf den Teller, so lautet mein Slogan. Der Naturgarten ist jedoch ein großer gedeckter Teller für sich – und zwar für allerlei Tiere, darunter auch Vögel. Die Zeiten sind im heurigen Winter mit seiner lang anhaltenden Kälteperiode im wahrsten Sinne des Wortes frostig. Derzeit verhüllt eine dicke Schneedecke unseren Garten und alle Bäume, Sträucher sowie Stängel jeglicher Art präsentieren sich mit üppigen Schneehauben. Dies bedeutet aber auch, dass sich die Nahrungssuche für Vögel schwierig gestaltet. Schon seit Wochen beobachte ich mit großer Aufmerksamkeit ein paar Amseln, die sich direkt vor meinem Wohnzimmerfenster eifrig an den roten Beeren eines Mispelstrauchs (Cotoneaster) laben. Es ist beinahe meditativ am Sonntagnachmittag in der warmen Stube hinter der Fensterscheibe mit einer Kamera die Tiere zu beobachten, wie sie flink die Beeren von den Ästen picken und dabei aufmerksam die Gegend beobachten. Jede noch so kleinste meiner Bewegungen hinter dem Fenster wird sofort registriert und lässt die Vögel in sicherer Entfernung Schutz suchen – meist ist es der nur wenige Meter entfernte Holunderstrauch. Angesichts des winterlichen Treibens wird mir wieder einmal bewusst, wie wichtig es ist, auf natürlichem Wege für etwas Vogelnahrung im Garten zu sorgen. Selbstverständlich kann Vogelfutter im Garten gestreut werden, ich vermute jedoch, dass es den Vögeln lieber ist “frisches” Futter von Bäumen und Sträuchern zu picken.
Ich stelle mir nun also die Frage, wie ich meinen Garten im gesamten Jahreslauf vogeltauglich machen kann und ob verschiedene Vogelarten unterschiedliche Bedürfnisse haben. Es ist vermutlich davon auszugehen, dass die Regel gilt: Je mehr unterschiedliche Gewächse angepflanzt werden, desto mehr unterschiedliche Vögel finden sich im Garten ein, wobei die einen Lebensraum bieten und die anderen eher als Nahrungsquelle dienen. Im Prinzip sind alle Beeren bildenden Bäume und Sträucher bei Vögeln beliebt, z.B. Hartriegel und Liguster, Dirndl und Holunder, Eibe oder Eberesche – letztere von mehr als 60 Vogelarten genutzt und daher nicht umsonst Vogelbeere genannt. Dornenbewehrte Wildsträucher sind bei Vögeln besonders beliebt und eignen sich mit den vor Katzen und anderen Jägern Schutz bietenden Dornen hervorragend für den Nestbau. Dazu zählen Weißdorn, Schlehdorn, Berberitze, diverse Rosenarten wie die Hundsrose (auch Heckenrose genannt), aber auch Brombeer- und Himbeergestrüpp. Aber nicht nur Beeren auch andere Früchte schmecken den Vögeln, allen voran Kirschen oder auch die etwas in Vergessenheit geratenen Felsenbirne – beide stammen so wie der Cotoneaster aus der Familie der Rosengewächse (rosaceae). Zahlreiche Wildfruchtsorten, und zwar mehr als man denkt, sind ebenfalls für den Menschen genießbar. So möchte ich erinnern, dass die Vitamin C-reiche Berberitze besonders in der persischen Küche Tradition hat. Aber wer pfückt bei uns schon die etwas säuerlich schmeckende kleine Frucht? Wobei sich diese sowohl frisch als auch in getrockneter Form hervorragend fürs morgendliche Müsli eignet. Die Verabreitung von Holunder, Hagebutte und Schlehdorn zu Marmelade, Mus, Saft oder Likör ist hingegen durchaus verbreitet. Bei manche Früchten, wie zum Beispiel den beiden letztgenannten empfiehlt es sich geduldig den Frost abzuwarten, bis sie weich sind und süß schmecken. Lassen die frostigen Temperaturen zu lange auf sich warten, dann lässt sich für die rasche Verarbeitung mit ein paar Tagen Tiefkühltruhe nachhelfen. Ist dann jedoch das Wetter zu feucht, ist die Gefahr groß, dass die Früchte zu faulen beginnen. Und wartet man generell zu lange auf das richtige Wetter, dann kann es durchaus passieren, dass einem die Vögel zuvorkommen und den Strauch “ratzeputz” abernten. Die Gaben der Natur sind jedoch meist ausreichend, um sie generös mit anderen Gartenbewohnern zu teilen. Achtung ist jedoch vor den wirklich giftigen Früchten wie zum Beispiel jenen der Eibe geboten. Die cleveren Vögel meiden die höchst toxischen Kerne und laben sich nur an dem sie umgebenden roten fruchtigen Samenmantel.
Wenn ich nun also meinen Garten nach vogeltauglichen Kriterien durchforste, so stelle ich fest, dass das Angebot für Vögel gar nicht so schlecht ist: Im frühen Sommer Kirschen und Felsenbirnen, später Himbeeren und Brombeeren und im Winter Hagebutten und Mispelbeeren, aber Verbesserung ist natürlich immer möglich. So fehlt zum Beispiel noch eine Vogeltränke und für das eine oder andere Gewächs findet sich sicherlich auch noch Platz. Ein Vogelhäuschen gibt es hingegen schon und ich warte sehnsüchtig auf die ersten Mieter.
Um nun auch noch die letzten Zweifler zu überzeugen, ist abschließend zu sagen, dass Vögel keine Störenfriede sondern absolute Nützlinge sind. So fressen sie Unmengen an Insekten, Raupen und Schnecken, mit denen sie auch ihre Jungen füttern. Damit derartiges ausreichend zur Verfügung steht, empfiehlt es sich, durchaus mal dürre Pflanzenteile und Laub als Heim- und Brutstätte von allerlei Kleingetier herumliegen zu lassen. So erhöht sich vielleicht die Chance auf ein paar überraschende Begegnungen mit unseren tierischen Freunden. Die Highlights meiner Vogelbeobachtung des letzten Jahres im eigenen Garten waren ein Würmer suchender Erdspecht sowie eine zuerst Kornblumen- und später Bocksbartsamen pickende Stieglitzschar. Aktuell erfreue ich mich an den eingangs erwähnten Amseln, den klugen Krähen und schließlich ist noch ein Turmfalke zu erwähnen, der sich vor dem großen Frost tagelang in Gartennähe herumtrieb. Zu seiner Leibspeise zählen Wühlmäuse und andere Mäusearten, die in der vergangenen Saison auffällig üppig meinen Garten bevölkert haben. Hoffentlich konnte er sich ordentlich satt fressen, denn gerade im Jänner und Februar ist diese Vogelart bei strenger Witterung besondern gefährdet.
Hast du ähnlich tolle Erlebnisse mit gefiederten Freunden oder anderen tierischen Gartenbewohnern, dann freue ich mich über einen entsprechenden Kommentar in der untenstehenden Box.
Toller Bericht, danke fürs beobachten.