Thymian – Ribollita
Da nun zum Jahreswechsel die Zeit der guten Vorsätze ist, überlege ich, welche Verbesserung ich meinem Garten im nächsten Jahr angedeihen lassen könnte. Eine Kräuterspirale wäre so eine Verbesserung. Im Augenblick sind meine diversen Kräutlein aufgrund der unterschiedlichen Bedürfnisse Standortgerecht im Garten verteilt, was allerdings beim Ernten ein wenig unpraktisch ist. Bei der Kräuterspirale sind alle Würzkräuter übersichtlich an einem Platz vereint bei gleichzeitiger Berücksichtigung der optimalen Bodenverhältnisse je Pflanzengruppe. Drei Bereiche sollten zur Verfügung stehen, und zwar von sonnig-trocken und nährstoffarm für die mediterranen Kräuter wie Rosmarin, Salbei und Thymian, über mittelmäßig-feucht und humos für Oregano, Majoran und Koriander, bis eher schattig-feucht und nährstoffreich für Kräuter wie Schnittlauch und Petersilie; wer möchte, ergänzt das Ganze mit einem Mini-Teich als vierten Bereich für wasserliebende Kräuter wie Brunnenkresse. Die Anlage in Form einer ansteigenden Spirale, also wie eine Schnecke, ist optimal, aber ein eckiger oder quadratischer Bau sind je nach Vorliebe natürlich ebenso möglich.
Dem Kräutergarten kann man nicht genug Obsorge angedeihen lassen, denn auch im Winter findet sich das eine oder andere Kräutlein, welches frostigen Temperaturen trotzt. Dazu zählt Thymian. Ich habe zwei Sorten davon in meinem Garten, und zwar den gewöhnlichen, also den Echten Thymian (Thymus vulgaris) und die Hybridsorte Zitronenthymian (Thymus x citriodorus). Obwohl Thymian ein Südländer ist und trockenen, sonnigen Standort liebt, ist er einigermaßen winterhart und hält so am geschützten Standort einigen Minusgraden stand. Um der Pflanze nicht zu schaden, sollte eine Ernte bei Frost vermieden werden, bei Plusgraden ist das Abzwicken einzelner Zweige kein Problem.
Thymian sollte in keinem Garten fehlen. Es handelt sich dabei um ein vielseitig anwendbares Würz- und Heilkraut, das aufgrund seiner Inhaltsstoffe, darunter diverse ätherische Öle wie Kampfer und Geraniol, sekundäre Pflanzenstoffe wie Saponine und Flavonoide oder auch Spurenelemente wie Zink und vieles mehr, zahlreiche positive Eigenschaften aufweist: krampfösend und schmerzstillend, anregend und schweißtreibend oder auch pilztötend, um nur einige wenige positive Wirkungen zu nennen. Wie nützlich Thymian in der Heilkunde ist, wurde mir erst vor Kurzem wieder bewusst, als mir meine Apothekerin angesichts einer heftigen Verkühlung, die sich in den Nasennebenhöhlen festsetzte, zu Thymiantee riet wegen seiner schleimlösenden Wirkung. In der Küche erweist sich Thymian ebenfalls als vielfältig einsetzbar – für Fleisch- und Geflügelgerichte, Beilagen und Saucen gleichermaßen. Er zählt daher zu den am häufigsten verwendeten Kräutern in unserer eigenen Küche (siehe den früheren Beitrag zu Thymian-Zwiebel-Relish) .
Thymian ist zum Beispiel ein wichtiger Bestandteil für ein Gericht, das unter das Motto “Resteverwertung” fällt, und zwar Ribollita. Nach den genussreichen weihnachtlichen Festtagen gibt es sicherlich noch so einige Lebensmittelreste im Kühlschrank, die zu wertvoll sind, um im Müll zu landen. Aber was kochen mit diesen Resten? In der Toskana bereiten unsere südlichen Nachbarn damit eine herzhafte Ribollita zu. Der Name stammt vom italienischen Verb ribollire, was wieder aufkochen und aufwärmen bedeutet. Ribollita ist deshalb so praktisch, weil nicht nur verfügbare Rest verkocht werden, sondern diese ähnlich wie Gulaschsuppe erst nach neuerlichem Aufwärmen so richtig gut schmeckt. Die eintopfartige Suppe eignet sich damit perfekt als Mitternachtssnack zu Silvester bzw. zur Bekämpfung des Katers am Neujahrstag, aber auch für alle anderen Festen, an denen man Gulaschsuppe oder Chili con carne vorbereitet. Mit diesem Gericht können wir außerdem noch einmal den Hülsenfrüchten huldigen (siehe voriger Beitrag Bohnen – Lammeintopf) sowie saisonales Gemüse verarbeiten, nämlich Grünkohl.
Mit all diesen herrlichen Gaben eines erfüllten Gartenjahres verabschiede ich mich aus dem alten Jahr und wünsche allen einen guten Rutsch. Alles Gute für 2017 und viel Erfolg bei der kommenden Gartenarbeit! Möge uns die Natur erneut herrliche Genussmomente schenken!!
Ribollita – Albertos variatione rosso
Zutaten: Olivenöl, 1 Zwiebel, 2 Knoblauchzehen, 1 Stange Lauch, 2 Karotten (Möhren), 2 Stangen Staudensellerie, 100 g Speck, eventuell 1 Schinkenknochen, 250 g weiße Bohnen, 1/2 Grünkohl (Wirsing), 2 l Suppenbrühe, ein paar Zweige (Zitronen-)Thymian, Brot vom Vortrag
Zubereitung: Bohnen über Nacht einweichen, weich kochen; Zutaten würfelig bzw. in Streifen schneiden; Zwiebel, Knoblauch, Lauch, Sellerie, Karotten und Speck in etwas Öl anschwitzen, mit Brühe aufgießen, Thymian und eventuell Schinkenknochen beigeben, etwa 30 Min. leicht kochen, dann die Kohl-/Wirsingstreifen mitgaren; eine Hälfte der gekochten Bohnen pürieren und gemeinsam mit den restlichen ganzen Bohnen unterrühren, noch etwa 15 Min. bei offenem Topf fertig garen; Knochen entfernen und abschmecken; einen Topf mit altem Brot auslegen und mit der Suppe übergießen. Gleich essen oder aufbewahren und später neuerlich aufwärmen und mit frisch gerebeltem Thymian servieren. Guten Appetit!
Tipp: Das Rezept ist je nach verfügbaren Resten wandelbar. So kann man auch Kartoffelstücke und gekochten Reis beigeben. Für unsere Silvester-Ribollita haben wir purpurfarbene Karotten der Sorte Purple Haze verwendet, die der Suppe ihre besondere Farbe verleihen und damit nicht nur geschmackliche sondern auch optische Freuden bereiten.
Das Basisrezept stammt aus: R. Hess, S, Sälzer, Die echte italienische Küche, München: GU 1991, S. 141
go for it!