Nützlingshotel
Herbst bedeutet Erntezeit. Jetzt wird geerntet, was im Frühling und Sommer ausgesät wurde. Damit aber auch nächstes Jahr wieder herrliches Obst und Gemüse geernet werden kann, gilt es rechtzeitig vorzusorgen. Im Naturgarten ist es das oberste Gebot, den Garten auf natürliche Weise gesund zu halten. Hilfreich sind unter anderem vielfältige Nützlinge wie Regenwürmer, die den Boden lockern, oder Florfliegen und Marienkäfer, die Unmengen an Schädlinge wie Blattläuse vertilgen. Im Nutzgarten braucht es jedoch vor allem Bestäuber wie Hummeln und Bienen. Die Förderung von Nützlingen und deren Vielfalt sollte daher eine wesentliche Aufgabe im Naturgarten sein.
Nicht jeder Nützling lässt sich so einfach in den Garten locken, aber mit ein paar Tricks und ein wenig Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse diverser Nützlinge ist dies durchaus zu bewerkstelligen. Ein paar heimische Pflanzen mit einfachen, d.h. ungefüllten Blüten locken die heimische Insektenwelt. Damit die Nützlinge nicht nur im Durchflug kurz verweilen, sondern auch länger bleiben, braucht es zum Beispiel eine entsprechende Unterkunft, also ein Insekten- bzw. Nüztlingshotel. Ich dachte anfänglich, dass wir derartiges in unserem Garten wegen seiner Nähe zur offenen Kulturlandschaft nicht brauchen. Nach ein paar Gartensaisonen bin ich nun jedoch überzeugt, dass so eine Unterkunft in jedem Fall die Arbeit der Insekten begünstigt und ihre Wege kürzer macht. Darüber hinaus schätze ich solche Objekte in ästhetischer Hinsicht als ansprechendes Gestaltungselement für den Garten. Der Fachhandel bietet mittlerweile ein breites Sortiment für diverse Nützlinge, aber für uns war klar, wenn wir ein Nützlingshotel aufstellen, dann bauen wir dieses selbst. Gesagt, getan!
Und so haben wir es umgesetzt: Als Vorlage diente uns dabei die Anleitung des Naturschutzbundes. Es braucht einerseits Baumaterial – entweder neuwertige Platten oder recycltes Material – und andererseits geeignetes Füllmaterial, das sich gerade jetzt im Herbst bei einem schönem Spaziergang in freier Natur sammeln lässt, aber auch im eigenen Garten bei der herbstlichen Arbeit anfällt: Dazu zählen allerlei Zapfen und Pockerln, Pflanzenstengeln und Strohhalme sowie Holzwolle. Auch ein ungebrannter Lehmziegel ist eine feine Sache, in den mit einem Stab Löcher gestochen werden. Es empfiehlt sich das Füllmaterial mit feinmaschigem Gitter vor Vögel zu schützen. Der Zeitaufwand für den Hotelbau war größer als gedacht. Wir haben allein zwei lange Nachmittage dafür verwendet, die Materialbeschaffung ist dabei nicht miteingerechnet. Allerdings haben wir gleich zwei Kästen in Serie produziert. Ist das Bauwerk einmal fertig gestellt, muss es nur noch im Garten aufgestellt werden. Aber auch das war nicht so einfach, wie gedacht. In unserem Fall zeigte sich nämlich, dass der Boden an der ausgwählten Stelle ausgesprochen hart war. Die Lösung waren wuchtige Erdspieße aus Metall, die wir mit einer Einschlaghilfe schließlich doch noch in den harten Untergrund schlagen konnten. Mit Hilfe einer selbstgefertigten Kartonschablone ließen sich die Hohlzsteher im richtigen Abstand positionieren,denn die Unterkunft sollte nämlich in keinem Fall direkt am Boden stehen. Zuletzt war das Ganze noch waagrecht und senkrecht auszurichten.
Bei der Wahl des Standorts ist darauf zu achten, dass die Unterkunft vor Wind und Regen geschützt aufgestellt wird und die Vorderseite in südliche oder südostliche Richtung weist. Auch die unmittelbaren Umgebung des Nützlinghotels ist vielleicht zu überdenken und mit ein paar einfachen Maßnahmen so zu gestalten, damit es zu einem wahren Insektenparadies und einem optisches Gartenhighlight wird. Zahlreiche Anregungen finden sich wie immer im Internet. Mir hat die Anleitung zu einem Insekten- und Schmetterlingsgarten vom Baumarkt OBI am besten gefallen. Darüber hinaus sollte aber auch ein wildes Eck im Garten Platz finden als der wohl natürlichste Ort für Nützlinge.
Nach dem Aufstellen der Nützlingsunterkunft in unserem Garten hat es nicht lange gedauert, bis die ersten “Mieter” eingezogen sind. Vor allem die Bohrgänge im Buchenholz wurden umgehend von diversen Bienenarten als Nistplatz in Anspruch genommen. Eine weitere interessante Beobachtung war schließlich, dass die beiden Unterkünfte, die wir an zwei weit auseinanderliegenden Standorten aufgestellt haben, unterschiedlich besiedelt wurden: Während in unserem Hotel besonders die kleinen Bohrgänge in Beschlag genommen wurden, waren am zweiten Standort vor allem die Bohrgänge mit großem Durchmesser begehrt. Ich bin gespannt, was ich noch alles mit meinen Hotelgästen erleben werde.